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XXL-Portionen

Wir wissen nicht mehr, was normal ist

Amerikanische Ernährungsforscher nennen das Phänomen „portion distortion“: die Verpackungen von Lebensmitteln und auch die Portionen, die man in Restaurants vorgesetzt bekommt, sind über die letzten 20 Jahre hinweg immer größer geworden. Deshalb gehen die Konsumenten inzwischen davon aus, dass diese großen Portionen normal seien. Bei kleinen Verpackungen und Portionen fühlen sie sich sogar finanziell betrogen.

Aus Sicht von Ernährungswissenschaftlern ist dies jedoch nicht der Fall, wir haben uns nur an die 300 Gramm Schokoladentafel oder den Liter-Eimer Joghurt gewöhnt. Groß- und Familienpackungen sind auch nicht immer billiger, Hinsehen lohnt sich.

Forscher der Rutgers Universität in New Brunswick, New Jersey (USA) haben Mitte der 80er Jahre einen Versuch gemacht, der im Jahr 2005 wiederholt wurde. 177 Testpersonen durften sich an einem Buffet bedienen und die Portionsgröße wählen, die sie selbst für normal hielten. Beim Frühstück konnte man 8 und für das Mittag- und Abendessen je 6 Zutaten frei wählen.

Den größten Unterschied machten Speisen, die in Schüsseln serviert werden, oder Getränke in Getränkebehältern. Ein Glas Orangensaft, das die Testpersonen vor 20 Jahren noch als normal erachtet haben, war den heutigen Probanden zu klein – sie wollten 40 Prozent mehr! Bei Cornflakes waren es 20 Prozent und ins Müsli gibt man heute 20 Prozent mehr Milch als damals.

Mehr als die Hälfte (55 Prozent) aller Testpersonen hielt überdimensionale Portionen für völlig normal. Die Forscher wundern sich daher nicht über die stetige Gewichtszunahme in der Bevölkerung. Die Mehrheit der Testpersonen griff zu Portionen, die 25 Prozent über dem lagen, was von Ernährungswissenschaftlern als für zu groß erachtet wird. Und beim Mittag- und Abendessen haben sogar 70 Prozent der Testpersonen dermaßen zugelangt, dass sie über 25 Prozent mehr zu sich nahmen, als empfohlen ist. Immerhin wurde bei der Salatsoße nicht mehr so stark zugelangt wie früher.

Aufhören, wenn es genug ist

Viele Menschen lernen von kleinauf, dass man seinen Teller leer essen soll. Es gilt als „Sünde“, Essensreste wegzuwerfen und besonders wenn man zum Essen bei Freunden oder Familie geladen ist, gilt es als eine Frage der Höflichkeit, möglichst alles aufzuessen. Sonst würde es ja nicht schmecken. So wird aus einer Einladung schnell eine Herausforderung, möglichst viel in sich hineinzuschlingen. Dazu werden Trinkpausen eingelegt, mit dem Ziel wieder Platz zu schaffen, auch wenn das Sättigungsgefühl schon lange erreicht ist.

An diesem Punkt muss einem klar werden: Essen über die Sättigung hinaus in sich reinzustopfen hat nichts mit guten Manieren oder Vermeidung von Lebensmittelverschwendung zu tun, sondern ist das Ergebnis einer ungesunden Ernährungsgewohnheit, die auf Dauer gesehen dem Körper schadet. Es ist nichts gegen ein opulentes Mahl einzuwenden, nur sollte es „mal“ sein und nicht die Regel.

Fazit: „Size matters“ stillt vielleicht zunächst unser Verlangen nach einem ausgiebigen Essen, im Endeffekt verleitet es aber zu einer übermäßigen Nahrungsaufnahme, die der Gesundheit nicht zuträglich ist.



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